Mit ESG und Finance auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft

Weltweit werden Maßnahmen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) immer wichtiger. Unternehmen engagieren sich für mehr Nachhaltigkeit und Compliance und zeigen Kunden, Mitarbeitenden und Geschäftspartnern, dass ihre Werte über das Wirtschaftliche hinausgehen. Laut KPMG sind 65 % der weltweit tätigen Geschäftsleute der Ansicht, dass ESG-Faktoren bei Investitions- und M&A-Entscheidungen eine wichtige Rolle spielen.¹ EY berichtet, dass 99 % der Investoren ihre Investitionsentscheidungen teilweise auf ESG-Angaben basieren.² Angesichts sich ständig ändernder Vorschriften, wachsender Datenvolumen und steigender Transparenzanforderungen sind Finanzmanager perfekt aufgestellt, um diese Bemühungen voranzutreiben und einen strategischen Mehrwert für ihre Unternehmen zu schaffen.

Mit Blick auf die Zukunft wird deutlich, dass die vorschriftsmäßige Erhebung, Verarbeitung und Analyse von ESG-Daten einige Vorteile, wie etwa stärkere Markentreue, Kapitalbeschaffungsmöglichkeiten, höhere Gewinne und bessere Bewertungen mit sich bringen. Umgekehrt führt eine verspätete oder lückenhafte Umsetzung u. a. zu einer Verringerung des Marktanteils, zur Aufnahme in schwarze Listen und zu hohen Strafen.¹ Diese Vor- und Nachteile reichen aus, um die Führungsebene zu motivieren, ihre ESG-Bemühungen zu verstärken – angefangen bei der Bestimmung der für die ESG-Planung und Berichterstattung zuständigen Abteilung.

Neue ESG-Standards und -Rahmenwerke

Das regulatorische Umfeld, in dem Unternehmen agieren, wird immer komplexer. Mit der Verabschiedung der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) durch die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) wurden verschiedene ESG-Anforderungen im Jahr 2022 strenger. Ziel dieser Standards ist es, die Nachhaltigkeitsberichterstattung langfristig mit der Finanzberichterstattung gleichzustellen. Die ESRS sollen Stakeholdern verlässliche Informationen über die nachhaltigkeitsbezogenen Auswirkungen, Risiken und Chancen eines Unternehmens zur Verfügung stellen. Nach dem Prinzip der doppelten Wesentlichkeit müssen Unternehmen sowohl darüber berichten wie sich Nachhaltigkeitsaspekte auf ihr Geschäft auswirken (Outside-in), als auch darüber, wie sich ihre Geschäftstätigkeit auf Gesellschaft und Umwelt auswirkt (Inside-out).

Die Offenlegungspflichten umfassen vier Berichtsbereiche: Governance, Strategie, Management von Auswirkungen, Risiken und Chancen sowie Messgrößen und Ziele. Alle Bereiche erfordern erhebliche Investitionen in die Identifizierung, Überwachung, Steuerung und Messung von Faktoren, die sich auf ein Unternehmen auswirken.³ Finanzfachleute kennen die Bedeutung dieser Informationen, da sie sich oft mit ihren Kernaufgaben und Verantwortlichkeiten überschneiden.

Außerdem stellt die Global Reporting Initiative (GRI) Leitlinien für GRI-Berichterstatter zur Verfügung, in denen erläutert wird, wie deren Berichterstattungspraktiken auch zur Erfüllung der ESRS-Anforderungen genutzt werden können. Nach Ansicht der EFRAG sind die ESRS möglichst vollständig an der GRI orientiert. Wenn die Vorgaben der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) eine komplette Ausrichtung an der GRI verbieten, streben die ESRS dennoch eine möglichst weitgehende Angleichung an.⁵

Weitere Initiativen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, die derzeit entwickelt werden, sind die des International Sustainability Standards Board (ISSB), die von der International Financial Reporting Standards Foundation (IFRSF) entwickelt wurden. Die US-amerikanische Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde (SEC) hat darüber hinaus für 2022 Änderungen der Vorschriften vorgeschlagen, wonach in Registrierungserklärungen und Jahresberichten klimabezogene Informationen offengelegt werden müssen. Dazu zählen klimabezogene Risiken, die sich wesentlich auf die Geschäftstätigkeit auswirken können, und bestimmte klimabezogene Finanzkennzahlen in einem Anhang zu den geprüften Jahresabschlüssen.

Die endgültigen ESRS-Anforderungen sollen Ende Juli 2023 bzw. spätestens Ende August 2023 als Gesetz verabschiedet werden.⁴ Aufgrund des engen Zeitrahmens für die Umsetzung – die ersten Unternehmen sind bereits ab Januar 2024 zur Berichterstattung verpflichtet – müssen Unternehmen neue Systeme, Datenerfassungsprozesse und Kontrollen einführen, um die neuen Berichtsanforderungen zu erfüllen.

Die wachsende Bedeutung der Finanzabteilung für ESG

Auf die Frage, ob Finanzexperten die notwendigen Kompetenzen haben, um ESG-Initiativen von der Konzeption bis zur Umsetzung effektiv zu begleiten, gibt es eine klare Antwort: Da sie von Haus aus gut darin sind, die finanziellen Auswirkungen verschiedener Aktivitäten zu bewerten und ausgeprägte analytische Fähigkeiten haben, sind sie für diese Aufgabe besonders gut geeignet. Führt man sich vor Augen, wie eng ESG-Leistungsindikatoren (KPIs) mit Aspekten der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) verknüpft sind und welchen erheblichen Einfluss sie auf das Finanzergebnis haben, wird das besonders deutlich. So kann sich beispielsweise die Einbeziehung erneuerbarer Energiequellen auf die Energiekosten eines Unternehmens auswirken, was wiederum die Gewinn- und Verlustrechnung beeinflusst.

Zahlreiche Verbände, Berater und Analysten haben sich dafür eingesetzt, dass die Finanzfunktion die Hauptverantwortung für die ESG-Planung, -Überwachung und -Berichterstattung übernimmt. Bereits im März 2022 wurden überzeugende Argumente für eine Angleichung der ESG- und Finanzplanung/-berichterstattung durch die Finanzabteilung genannt.⁶ Dieser Konsens hat sich seitdem weiter gefestigt: Laut Ventana Research eignet sich die Finanzplanung und -analyse (FP&A) am besten für die ESG-Planung, -Analyse und -Überprüfung.⁷

Zukunftsorientierte Finanzteams nutzen bereits transformative digitale Technologien, wie z. B. Lösungen für eine integrierte Unternehmensplanung (IBP), um Daten zu sammeln und zu harmonisieren, Analysen durchzuführen, Berichte zu erstellen und Entscheidungen zu treffen. Um diese Technologieinvestitionen zu nutzen, haben Finanzteams auch ihre organisatorischen Netzwerke verfeinert, indem sie mit verschiedenen, oft weltweit verstreuten Unternehmensbereichen zusammenarbeiten. Diese Abteilungen haben möglicherweise ihre eigenen ESG-Verantwortlichkeiten und sind dank ihrer bestehenden Beziehungen in FP&A bereit, auf dieses gemeinsame Ziel hinzuarbeiten.

Schließlich können sich die unterschiedlichen Pläne, Umgebungen und Ausgaben, aus denen sich die ESG-Verpflichtungen zusammensetzen, manchmal schnell und grundlegend ändern, so dass die Unterstützung durch Fachleute mit umfassender Erfahrung in der Szenarioplanung – eine wesentliche Stärke von FP&A – Vertrauen schafft und zu erfolgreichen Ergebnissen führt. Die FP&A sticht besonders in der Planung und fundierten Beratung hervor, die zur Erarbeitung, Empfehlung und Berichterstattung der Unternehmenspläne beiträgt, und schafft einen Mehrwert, der weit über die Erwartungen an die Kapazitäten der Finanzabteilung hinausgeht.

Einbindung von ESG in FP&A

Bei näherer Betrachtung handelt es sich bei den ESG-Rahmenbedingungen um Bereiche des Finanzwesens mit den entsprechenden Eigenschaften. Zu den Umweltzahlen gehören die Kosten für erneuerbare Energiequellen (bzw. der Energieverbrauch), der Kauf von Kohlenstoffausgleich für einen Netto-Null-Fußabdruck und die Vermeidung von Gebühren und Strafen für die Nichteinhaltung von Vorschriften. Die sozialen Finanzaspekte sind zwar subjektiver, aber nicht weniger wichtig als die Umweltkosten. Dazu gehören eine geringere Mitarbeiterfluktuation aufgrund einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit, gesteigerte Umsätze und eine engere Kundenbindung sowie eine höhere Attraktivität für Investoren danke einer guten Corporate Citizenship mit ESG-Aktivitäten. Zu den finanziellen Ressourcen der Corporate Governance gehört der durch ethische Geschäftspraktiken geförderte Zugang zu Kapital, der durch transparente Berichterstattung das Vertrauen der Stakeholder stärkt und zu einer besseren Bewertung führen kann. Daten sind das Herzstück der ESG-Finanzplanung und um die ESG-Ziele zu erreichen, müssen diese Daten in die FP&A-Prozesse integriert werden – eine Aufgabe, die durch den Einsatz einer Planungs- und Performance-Management-Plattform deutlich vereinfacht wird.

Strategischer Mehrwert mit ESG-Planung

ESG-Reporting und -Planung kann ein disruptiver und datenintensiver Prozess sein. Laut BARC bestehen die zwei größten Herausforderungen für Unternehmen in mangelnder Datenqualität und -zuverlässigkeit sowie zu vielen verschiedenen Datenquellen.⁸ Darüber hinaus prognostiziert KPMG, dass die Menge an ESG-Daten, die weltweit verwaltet und analysiert werden müssen, bis 2030 exponentiell ansteigen wird.¹

Die Erkenntnis, dass ESG-Planung wichtig ist und vorzugsweise von der Finanzabteilung durchgeführt werden sollte, ist der erste Schritt. Es ist dann die Aufgabe der Finanzabteilung, die ESG-Daten zusammen mit den Daten aus anderen Abteilungen zu integrieren und so eine Single Source of Truth zu schaffen. Auf einer zentralen Plattform werden Pläne gebündelt und allen für den ESG-Bereich zuständigen Teams und anderen Fachbereichen zugänglich gemacht. Der Vorteil des Tools: Durch die Darstellung der Schnittmenge mehrerer KPIs in gemeinsamen Dashboards wird die Transparenz aller Prozesse maximiert. Es wird eine einheitliche Strategie entwickelt, die an veränderte Umstände angepasst werden kann, da sowohl ESG-Daten als auch herkömmliche Finanzdaten als Grundlage für den Plan verwendet werden. Durch die Integration von ESG-Indikatoren mit Finanzdaten mit Hilfe einer sicheren, nachverfolgbaren Datenbanklösung können Finanzteams einen umfassenden Überblick über die Nachhaltigkeitsleistung des Unternehmens geben. Auf diese Weise können Stakeholder die ökologischen und sozialen Auswirkungen von Finanzentscheidungen bewerten.

So hat sich beispielsweise das Unternehmen Shelf Drilling entsprechend des Pariser Abkommens zur Verringerung der Treibhausgasemissionen verpflichtet und Jedox eingeführt, um seine ESG-Ziele zu erreichen. Das Unternehmen strebt an, die täglichen Scope-1-Emissionen bis 2026 um 20 % pro Bohrinsel zu verringern. Auch wenn die Möglichkeiten von Shelf Drilling, den Treibstoffverbrauch deutlich zu senken, durch das Bohrlochprogramm des Kunden begrenzt sind, hat die Einführung der IBP-Lösung 2022 entscheidend dazu beigetragen, den Verbrauch zu reduzieren.

Dank Jedox können nun alle Bohrinseln zu den Planungsmodellen beitragen – und zwar offline und im Batch-Betrieb. Diese Art der Flexibilität von Jedox ist gerade für die Anwendbarkeit auf den Offshore-Bohrinseln besonders wichtig. Die cloudbasierte Lösung ermöglicht die Überwachung und Synchronisierung von Motormesswerten und Daten zum Treibstoffverbrauch der gesamten Flotte nahezu in Echtzeit und dient als Single Source of Truth für die Überwachung von Treibhausgasemissionen.

Vor der Einführung von Jedox wurden die Daten manuell in Excel erfasst, was jeden Monat einen hohen Konsolidierungsaufwand bedeutete. Mit Jedox konnten manuelle Prozesse ersetzt, Fehler reduziert und hilfreiche Erkenntnisse zur Reduzierung des Treibstoffverbrauchs gewonnen werden. Mit genauen, zeitnahen Daten kann Shelf Drilling nun die Betriebsstunden der Motoren optimieren, den Treibstoffverbrauch reduzieren und seine Nachhaltigkeitsziele vorantreiben. So konnte das Unternehmen bereits im letzten Jahr seine Emissionen um 5,5 % senken.

Wachstumschancen für den Finanzbereich

Mit der Einführung der ESG-Berichterstattung und einer ESG-Reporting Software können Finanzteams positive Veränderungen vorantreiben und die Nachhaltigkeit in ihrem Unternehmen verbessern. Durch Integration, Datenanalyse, Risikobewertung, strategische Planung und Einbeziehung von Stakeholdern können Finanzteams eine zentrale Rolle in der Förderung von Nachhaltigkeitsinitiativen spielen, langfristige Nachhaltigkeitsziele erreichen und sicherstellen, dass ihr Unternehmen mit aktuellen Compliance-Standards Schritt hält.

Auch für die Karriere im Finanzbereich bietet ESG zahlreiche Wachstumschancen. Mit der wachsenden Bedeutung von Finanzen für ESG eröffnen sich neue Möglichkeiten für eine Spezialisierung auf ESG als vertikalen Karriereweg. Neben theoretischen und praktischen Kenntnissen in ESG und FP&A erhöht der Einsatz fortschrittlicher Technologien wie Jedox die Datenkompetenz, sodass Finanzfachleute mit einem umfassenden Kompetenzprofil glänzen können und einer erfolgreichen Karriere nichts mehr im Weg steht.

Fazit

Da Unternehmen ihre Strategie festlegen, ESG-Initiativen umsetzen und über ihre Fortschritte berichten, wird ESG auch weiterhin zu den weltweit meistdiskutierten Themen gehören. Compliance- und Berichterstattungsanforderungen steigen, und so müssen Unternehmen entweder proaktiv Verantwortung für potenzielle externe Einflüsse auf Umwelt und Gesellschaft übernehmen, oder sie riskieren erhebliche Auswirkungen auf Wirtschaftlichkeit und die Aktienrendite. Um diese zunehmend komplexe und vernetzte ESG-Landschaft zu beherrschen, können Finanzteams eine Vorreiterrolle einnehmen, indem sie den finanziellen Nutzen nachhaltiger Praktiken greifbar machen und die Entscheidungsfindung im gesamten Unternehmen vorantreiben.

Sources

1 KPMG, Looking ahead: 2023 ESG predictions, 2021

2 EY, How finance professionals are helping to advance ESG reporting, März 2022

3 EY, EU Sustainability Developments, November 2022

4 PwC, The revised draft European Sustainability Reporting Standards have been released for feedback, Juni 2023

5 GRI, GRI and the European Sustainability Reporting Standards (ESRS), Dezember 2022

6 Finance Weekly, Why Finance Teams should care about ESG Reporting, März 2022

7 Ventana Research, FP&A Needs a Data Strategy for Meeting Internal ESG Goals, August 2022

8 BARC, The state of ESG and sustainability reporting, 2023